Der Anfang meiner Sperrnächte
Das Dilemma fing an, das ich mir überlegte die Zeichnungen in ein gebundenes Aquarell-Mal-Buch zu malen. Ich hätte es wissen müssen. Gebundenes hatte immer Nachteile in der Vergangenheit und so kam, was kommen musste.
Nach der ersten gemalten Sperrnacht wellte sich das Papier so heftig und drückte auf die Rückseite durch, dass ich nicht beidseitig malen mochte. Es warf meinen Plan über den Haufen. Mein Frust darüber war so groß, dass ich das Blatt heraustrennte, das Buch zerteilte und nur lose Blätter übrig blieben. Nie wieder gebundenes Malpapier. Das stand fest.
Der nächste Frust kam auf, als ich entschied, mein Gekritzel statt auf mein Lieblingspapier auf einen Skizzenblock zu zeichnen, damit ich das Papier verbrauchte. Falsche Entscheidung!!! Vier Sperrnächte hielt ich daran fest, obwohl es mir schon bei der ersten klar war, das Papier und ich werden keine Freunde.
Entscheiden-Time a la Ronan Keating.
Mein Lieblingspapier, das superglatte, strahlend weiße (Color Copy Laserdruckpapier, 200g/m2), kam endlich zum Einsatz. Etwas größer war das quadratische Format, aber das war mir dann egal. Gerne hätte ich alle Bilder im selben Format und Papier gehabt, aber mich weiter zu stressen war keine Option.
Dieser Papierwechsel in der 5. Sperrnacht war die einzige Zeichnung, in die sich kein Herz in mein Bild schlich. Was wollte es mir sagen? Ich hatte noch 7 Sperrnächte vor mir und ich lauschte über viele Stunden beim Malen. Heute weiß ich, warum dort kein Herz zu sehen war. Es lag am Thema. Das Sign „Ich übernehme die Führung“ und die Engelkarte „Kooperation“ waren beides Themen, die viele Jahre schon aktuell sind.
Kooperationen habe ich so oft versucht und bin immer wieder gescheitert. Die Führung zu übernehmen in bestimmten Momenten, davor hatte ich Respekt. Viel zu oft wieder und wieder die Bestätigung in zig Test, ich bin ein Alphatier und die übernehmen nun mal die Führung. Ja, kann ich auch in bestimmten Feldern. Aber bei bestimmten Herausforderungen drücke ich mich und meine Stimme wird ganz leise und ich warte und warte und warte.
Oft habe ich mir in diesen Stunden der Erkenntnis einen starken Partner an meiner Seite gewünscht, aber ich bin und war es in der Vergangenheit immer, was mich nicht immer beliebt macht. An meinen Ecken und Kanten reibt man sich. Ich fordere gerne heraus, aber wo sind die Menschen, die mich herausfordern und nicht überfordern? Die Mischung macht es halt.
Weiter ging es durch die Sperrnächte. Bei jedem Herz, was sich zeigte, begann ich innerlich zu lächeln. Die Botschaft war ganz einfach. Alles, was ich LOSLASSEN wollte, bitte mit Liebe und Dankbarkeit. Jedes Herz machte mich immer wieder aufmerksam, wie lieblos ich in vielen Jahren mit mir und vor allem meinem Körper umging. Wie viel ich mir durch Disziplin, Durchhaltevermögen und Kraft abforderte bis zur totalen Erschöpfung.
Die Themen schickten mich im Galopp durch die 64 Jahre meines bisherigen Lebens.
- Loslassen, die Ablenkungen.
- Loslassen, die Unentschiedenheit.
- Loslassen, die Enge & Schwere.
- Loslassen, das verkopfte Wollen.
- Loslassen, die Versagensangst.
- Loslassen, die schweren Zeiten.
- Loslassen, die Ängste & Sorgen.
- Loslassen, die Zurückhaltung.
- Loslassen, die Illusion der Getrenntheit.
- Loslassen, die Lieblosigkeit für meinen Körper.
- Loslassen, das Misstrauen.
- Loslassen, die Anspannung.
Es wäre falsch gewesen, ihnen keine Würdigung zukommen zu lassen. Es gab viele Goldpunkte und Goldlinien zum Zeichen meiner Wertschätzung. In allererster Linie sind die Themen für mich immer Wachstumschancen. Wie wir wissen, kann Wachstum schmerzhaft sein. So war mir in all der Zeit bewusst, welche tiefen Wunden, leichte Kratzer und Erinnerungen ich mir in diesen Malstunden anschauen durfte.
Ich ging mit vielen Gefühlen in Resonanz und manchmal bemerkte ich, dass ich den ein oder anderen Bildtitel am liebsten für mich privat behalten hätte. Doch wie alles im Leben hat auch die stärkste Seite in mir immer den Gegenpol. Also entschied ich mich für radikale Ehrlichkeit, denn nur so bin ich authentisch.
Entstanden sind einzigartige Bilder, ein Gefühl von innerem Frieden zum Schluss der Malzeit und ein Gefühl von Schönheit in mir, das sich über das Bild ausdrückt. Im Originalbild glänzen die vielen Goldpunkte und Goldlinien und geben diesen Bildern ihre ureigene Ausdruckskraft.
Alle Bilder können in einer größeren Auflösung in der Galerie meiner Kritzelbar auf der Webseite Inspiratiografie angeschaut werden.