
Manchmal wird es innen so laut, dass selbst mir klar Denken schwerfällt und nur noch Gedanken-Chaos herrscht. Die Tage des Diagnose-Schocks liegen hinter mir. Sorgen, Schmerz und Unsicherheit verknoten sich zu einem Dickicht aus Gedankenfetzen.
Ich stehe vor einer großen Entscheidung: Ich brauche ein neues Kniegelenk. Bei meinem stattlichen Gewicht ist das keine einfache Entscheidung. Körperlich, medizinisch, emotional. Da spüre ich meine Ängste, Zweifel und, wie ich finde, berechtigten Sorgen.
Fragen im Gedanken-Chaos
Wo finde ich den richtigen Operateur?
Wem kann ich mich anvertrauen?
Welche Klinik wird mich gut begleiten?
Ein Teil in mir sucht Halt, ein anderer will einfach loslassen und am liebsten den Kopf in den Sand stecken.
Während mein Kopf kreist, greife ich zu Stift und Papier. Ich entlade mich Linie für Linie, bis es innen leichter wird. Linien überkreuzen sich. Ich sehe Formen, die keinen Halt finden. Ich zeichne sie nach. Ein inneres Durcheinander, das kaum zur Ruhe kommt.
Ich folge dem Impuls eine geschwungene Linie nachzuzeichnen, nicht wissend was herauskommt. Je länger ich zeichne, desto mehr entsteht. Ich drehe das Bild und sehe eine Erwachsene, die sich zu einem Kind hinunterbeugt und ihm etwas mitbringt.
Vielleicht Trost.
Vielleicht Hoffnung.
Vielleicht Vertrauen.
Genau das wünsche ich mir auch in dieser Situation: mir selbst liebevoll zu begegnen, mich nicht zu verurteilen, sondern Halt in mir zu finden.
Dieses Bild ist mein Entladungsraum. Mein Versuch, im Chaos einen Hauch von Ordnung und Vertrauen zu finden.
Wie findest du zur Ordnung und Klarheit, wenn deine Gedanken Achterbahn fahren?
Du kannst nicht verhindern, dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Kopf fliegen. Aber dass sie Nester in deinen Haaren bauen, das kannst du schon verhindern!
Martin Luther
