Der Rattenfänger Persönlichkeitsentwicklung

persoenlichkeitsentwicklung

Zugegeben eine sehr reißerische Überschrift, aber genau so gewollt, weil ich einfach zum Denken wachrütteln möchte. Ich selbst verdreh schon die Augen, wenn ich nur den Begriff Persönlichkeitsentwicklung höre, oder lese. Man könnte jetzt meinen, was ich für eine tolle Projektion auf das Wort habe. Aber dem ist nicht so. Schon gar nicht, wenn ich das von Menschen lese, höre, die das Konzept zur Entdeckung ihres wahren Selbst sprachlich verwenden und womöglich noch ein Fan vom Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung sind. Haben sie es noch nicht bemerkt, oder ist nachplappern einfacher, als ihre eigenen Botschaften zu hinterfragen, die mich dann als Kunden erst recht hellhörig machen, wenn sie in die falsche Richtung gehen.

Die Metapher Rattenfänger

Der Ausdruck “Rattenfänger” ist zu einer Metapher für eine Person geworden, die durch Charisma oder falsche Versprechungen Anhänger anzieht. Betrachte ich die gesamte Branche der Persönlichkeitsentwicklung gedanklich im Bild als eine Person, so lässt sich diese Metapher gut übertragen. Die Anhängerschaft ist enorm gewachsen in den letzten Jahrzehnten. Wen wundert es, wenn immer größer, höher, weiter, schneller und mehr voll im Trend liegen. Leistung ist ein zentrales Bewertungskriterium in unserer Gesellschaft und die Spirale dreht sich schneller und schneller.

Woher stammt der Begriff Persönlichkeit?

Der Ursprung stammt aus dem lateinischen Wort “persōna“, die Maske des Schauspielers. In der Antike wurde die Maske von Schauspielern getragen, um die eigene Identität zu verbergen und um in total verschiedene Rollen schlüpfen zu können, unabhängig von der eigenen Wesenheit, dem wahren Selbst, dem SOSEIN. Die Persona lässt andere denken, was man ist, aber in Wirklichkeit nicht ist.

Der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung übernahm diesen Begriff aus dem Theater in die Tiefenpsychologie. In seinem Buch – Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten – schrieb er Folgendes.

Die Persona ist aber, wie ihr Name sagt, nur eine Maske der Kollektivpsyche, eine Maske, die Individualität vortäuscht, die andere und einen selber Glauben macht, man sei individuell, während es doch nur eine gespielte Rolle ist, in der die Kollektivpsyche spricht. Sie ist ein Kompromiss zwischen Individuum und Sozietät über das, als was einer erscheint.

Erklärung Sozietät: Eine Personengruppe, deren Zusammengehörigkeit durch gemeinsame soziale Normen, Interessen und Ziele bestimmt ist.

Wenn ich Persönlichkeitsentwicklung betreibe, was fördere ich dann?

Bravo! Die soziale Maske natürlich, mit der ich mich in der Gesellschaft präsentiere.

Grundsätzlich ist das Konzept Persönlichkeitsentwicklung und der Prozess dahinter nicht kritisch zu sehen, sofern man Anpassungsfähigkeiten, Soft Skills, zwischenmenschliche Fähigkeiten, Resilienz, emotionale Intelligenz, Selbstbewusstsein, Zielorientierung, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Stärkung eigener Fähigkeiten, Stressmanagement etc. entwickeln möchte. All das hat aber eher weniger mit der Entdeckung der eigenen Individualität, dem Spüren der eigenen Intuition, dem wahren Selbst, dem SOSEIN zu tun.

Persönlichkeitsentwicklung als Instrument zu nutzen für die Erforschung der eigenen Wesenheit, ist in meinem Verständnis vollkommen falsch und zeigt eher eine gewisse Unkenntnis und mangelnde Klarheit über die Konzeptinhalte.

Meine Kritik an Persönlichkeitsentwicklung.

Aus der Perspektive, dass die Persona eine Maske ist, fördere ich ein falsches Selbstbild und kann dazu führen, dass Menschen nur an ihrer Fassade arbeiten und sich von ihrem authentischen Selbst entfernen. Dies kann auf lange Sicht zu einer inneren Leere oder im schlimmsten Fall zu einer Entfremdung führen.

Der Selbstoptimierungswahn der besonders in den letzten Jahren sehr deutlich in der Gesellschaft zu beobachten ist, erzeugt unter Umständen ungeheuren Druck, weil der Mensch immer besser und erfolgreicher werden muss. Die psychischen Belastungen nehmen zu und es kann zu einem ständigen Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit führen.

Sehr kritisch sehe ich persönlich die Möglichkeiten der Manipulation, wenn Methoden, die manipulativ wirken, genutzt werden, indem Verhaltensweisen aufgedrängt und trainiert werden, die nicht der Natur des Menschen entsprechen, der Hilfe sucht. Die Gefahr, dass der Mensch seine natürliche Individualität verliert, nur um den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden, ist groß.

Ein weiterer Gefahrenaspekt einer zu starken Anpassung an soziale Gegebenheiten ist, dass der Mensch mit sich selbst in einen Konflikt mit dem unbewussten individuellen Teil seiner Psyche gerät. Diese manchmal sozial unvorteilhaft erscheinenden Bereiche liegen oft im „Schatten“ des eigenen Selbst und werden nicht gelebt.

Die komplette Branche der Persönlichkeitsentwicklung ist heute eine riesige Industrie. Kommerzialisierung führte dazu, dass der Markt mit Büchern, Seminaren, Coaches und Online-Kursen und Kongressen überschwemmt ist. Hilft der Konsum von immer mehr Selbstverbesserungstechniken die Probleme zu lösen, oder ist eher tiefere innere Arbeit zu leisten?

Innere Arbeit, der Weg zum wahren Selbst zum SOSEIN

Ich persönlich halte die Essenz eines Menschen, das wahre Selbst, die einzigartige Wesenheit, das eigene SOSEIN für viel wichtiger. Mein Ziel ist es heute für mich selbst und auch in der Arbeit mit Klienten authentisch zu leben, anstatt mich so anpassen, oder eine Version von mir so zu optimieren, die der Gesellschaft oder den äußeren Erwartungen besser gefällt. Das habe ich als Kind und auch noch einige Jahre danach genug getan.

Wo hat es mich hingeführt? Jedenfalls nicht dahin, dass ich verstanden, anerkannt, geliebt und akzeptiert wurde. Ich konnte es keinem passend machen, mir am allerwenigsten.

Achtsamkeit und Selbsterkenntnis

Die Frage “Wer bin ich” erfordert ein achtsames Beobachten des Selbst, der Gedanken und Emotionen, um ein tieferes Verständnis und Akzeptanz des eigenen Wesens zu erreichen. Innere Transformation wird geschehen, wenn ich geschult darin bin, die falschen Identitäten und Rollen von mir zu erkennen und bereit bin, diese loszulassen.

Wahre Veränderungen geschehen meiner Erfahrung nach von innen nach außen in der Stille. Nicht umgekehrt. Was habe ich davon eine tolle Maskerade zu spielen, die Maske auf Hochglanz zu polieren, nur damit ich meiner Umgebung gefalle?

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Wesen

Das ist für mich der Dreh- und Angelpunkt auf meinem inneren Weg. Die eigene spirituelle Wesenheit als Kraftquelle zu erkennen und zu stärken, ist ein tiefgehender und essenzieller Prozess, der weit über die oberflächliche Persönlichkeitsentwicklung hinausgeht. Die Rückkehr zur Ganzheit, das ist für mich der heilsame Weg, den jeder für sich selbst gehen darf. Wenn es mir gelingt, mich mit meiner Essenz zu verbinden, erhalte ich den Zugang zu einer tieferen Quelle von Weisheit, Frieden, Kraft und spirituellen Führung.

Überprüfe in aller Ruhe

Es gibt unzählige Ansichten, Perspektiven und Meinungen zu diesen Themen. Ich lade dich wirklich von Herzen ein, meine Worte, meine Perspektive für dich zu prüfen und zu entscheiden, auf welchen Weg du in der Zukunft deinen Fokus legst.

Was, wenn die Welt den Atem anhält – und darauf wartet,
dass du den Platz einnimmst, den nur du ausfüllen kannst?
David Whyte

Kontaktiere mich

Wenn du Lust verspürst, dich dem inneren Weg auf eine kreative Weise zu nähern, dann scheu dich nicht, mit mir in Kontakt zu treten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  • Ich möchte mich täglich erinnern!

  • Bewusstsein ist der Schlüssel, mein Leben zu steuern.